Moritz: Ben, du bist Ernährungsexperte bei Maurten. Was kann man sich darunter vorstellen?
Ben: Ja, also ich arbeite im Team für Ernährung und sportliche Leistung bei Maurten. In erster Linie beschäftigen wir uns mit den neuesten wissenschaftlichen Theorien, um immer am aktuellen Stand der Forschung zu sein. Wir bilden uns sowohl im Bereich Ernährung als auch im Bereich Sportwissenschaft ständig fort. Darüber hinaus führen wir aber auch unsere eigenen Tests und Untersuchungen durch, und arbeiten eng mit Profisportlern zusammen. Deshalb sind wir oftmals die ersten, die neue wissenschaftliche Theorien in der Praxis anwenden. Das Maurten Bicarb System ist ein Resultat davon.
M: Du sprichst es schon an, das Bicarb System. Die ganze Ausdauersportszene spricht gerade über diese ominöse Wunderwaffe. Was macht Bicarbonat überhaupt?
B: Ich werde versuchen, mich kurz zu halten. Also grundsätzlich haben wir Menschen einen Bicarbonat-Puffer, dieser befindet sich im Blutsystem. Er dient dazu, den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren. Wenn also Menschen in eine Übersäuerung geraten, kann dieser Puffer dafür sorgen, dass der pH-Wert des Blutes wieder normal wird. Das passiert bei intensivem Sport, wenn wir Milchsäure produzieren. Diese wird in zwei Bestandteile aufgespalten. Das eine ist Laktat und das andere sind Wasserstoff-Ionen. Das Laktat dient dem Körper als Energiequelle. Das Problem aus sportlicher Sicht sind die Wasserstoff-Ionen, denn sie sind hauptsächlich dafür verantwortlich, dass die Muskeln ermüden. Sie haben eine Signalfunktion für das Gehirn und zeigen an, dass wir am Ende unserer Leistungsfähigkeit sind.
Die natürliche Puffer-Kapazität des Blutes lässt sich durch die Einnahme von Bicarb erhöhen, sodass wir eine höhere Konzentration von Wasserstoff-Ionen tolerieren können. Dadurch sind intensivere Belastungen möglich.
M: Die Idee, vor intensiver körperlicher Belastung Bicarbonat, also quasi klassisches Backpulver, zu konsumieren, gibt es schon lange. Was genau ist jetzt die Besonderheit?
B: Das Natriumbicarbonat, die Kernzutat unseres Bicarb-Systems, findet man tatsächlich auch in herkömmlichem Backpulver. Allerdings ist es keine gute Idee, reines Backpulver zu sich zu nehmen, denn landet das Backpulver im Magen, entsteht eine chemische Reaktion, bei der Wasser und CO2 freigesetzt werden. Das führt entweder zu dem akuten Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen, oder zu erbrechen.
M: Und was ist bei eurem Produkt anders? Wie könnt ihr diese Nebenwirkungen verhindern?
B: Wir versuchen, den Kontakt zwischen der Magenflüssigkeit und dem Natriumbicarbonat zu vermeiden. Deshalb haben wir das Natriumbicarbonat in Minitabletten gepresst. Es handelt sich also nicht um ein Pulver, sondern um ungefähr 800 bis 1200 Minitabletten, je nach Dosis. Und dann ist es zusätzlich noch von einem Gel umhüllt. So kommt die Magensäure nicht mit den Tabletten in Berührung. Das ist die eigentliche Innovation.
M: Also ein ähnliches Konzept, wie bei den Maurten Energy-Gels?
B: Es ist ein anderes Gel, aber ja, der Effekt ist der gleiche. Es dient als Transportsystem für die wesentlichen Inhaltsstoffe.
M: Kommen wir von der Theorie zur Praxis. Viele Profiläufer, vor allem im Mittelstreckenbereich, setzen bereits auf das Maurten Bicarb System. Die meisten unserer Kunden sind aber Radfahrer. Daher meine Frage: Ist Maurten Bicarb auch im Radsport vertreten?
B: Das ist eine gute Frage. Um ehrlich zu sein, wurde das Produkt ursprünglich speziell für Radfahrer entwickelt. Wir haben dafür eng mit dem Profi-Radteam Jumbo-Visma zusammengearbeitet und verschiedene Prototypen mit ihnen ausprobiert. Tatsächlich wird es im professionellen Radsport schon viel länger eingesetzt als in der Leichtathletik.
M: Damit hätte ich nicht gerechnet. Nun dauern aber die Events der Bahnleichtathletik maximal 30 Minuten, eine Tour-de-France Etappe aber bis zu 5 Stunden. Muss das Bicarb System da nicht völlig anders eingesetzt werden?
B: Nein, nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Nach der Einnahme des Bicarb Systems kommt es zu einem Anstieg des Bicarbonats im Blut. Und die Konzentration des Blut-Bicarbonats bleibt in einem Zeitfenster von sechs bis acht Stunden erhöht. Die Fahrer nehmen es also einfach vor der Etappe ein, und die Pufferkapazität wird während der gesamten Dauer erhöht sein. Das ist im Übrigen ein wesentlicher Unterschied zu Kohlenhydraten, denn wenn wir Kohlenhydrate konsumieren, verbrauchen wir sie, verbrennen sie, und dann sind sie weg. Aber der Bicarbonat-Puffer im Blut ist in der Lage, sich nach einer gewissen Zeit geringerer Intensität wieder zu erholen. Viele Radsportler müssen während einer Etappe mehrmals attackieren, um Punkte für die Punktewertungen zu sammeln. Wenn sie danach mit geringerer Intensität weiterfahren, geht der Bicarbonat-Puffer wieder auf sein erhöhtes Ausgangsniveau zurück. Sie können diesen Effekt also während einer Etappe gleich mehrmals ausnützen.
M: Das macht definitiv Sinn! Wie schaut es denn bei Triathleten aus, gerade auf der Langdistanz?
B: Das ist eine gute Frage. Die Sportwissenschaft hat sehr viel Aufmerksamkeit auf Wettkämpfe mit einer Dauer von bis zu zehn Minuten gerichtet und nicht so sehr auf die Langdistanzen. Wir haben allerdings in Studien gesehen, dass Bicarbonat die Schmerzwahrnehmung und die wahrgenommene Anstrengung während des Wettkampfs reduzieren kann. Wir haben bereits positive Erfahrungsberichte von Triathleten erhalten, aber das sind nur Rückmeldungen und Anekdoten.(Überlegt) Ich weiß nicht, ob das deine Frage über Triathleten beantwortet, aber es gibt eine ganz neue Studie, die vor zwei Wochen herauskam. Untersucht wurde der Einfluss von Bicarbonat auf die Leistung bei einem 40-km-Zeitfahren. Ich kann mich nicht mehr an den genauen Leistungsunterschied erinnern, aber er war ziemlich signifikant. Wir sprechen hier von einer Verbesserung von mehreren Sekunden, bei einer ziemlich großen Zahl von Probanden.
M: Das finde ich äußerst spannend, dass auch bei einer Leistung unterhalb der Aerob/Anaeroben Schwelle Effekte festgestellt werden konnten. Lässt sich auch schon abschätzen, wie groß die Leistungsgewinne durch den Einsatz von Maurten Bicarb sind?
B: Das ist schwer zu sagen. Ich meine, bei verschiedenen Personen sieht man natürlich unterschiedliche Zahlen. Es ist also schwer, eine einzelne Zahl zu nennen, aber wir sprechen meist von einem Anstieg von um die 1 Prozent. Das klingt erstmal wenig, allerdings haben wir das Produkt auch für den Einsatz im absoluten Profisport entwickelt. Und dort ist ein zusätzliches Prozent an Leistung eine enorme Steigerung!
M: Das ist nachvollziehbar. Die Zielgruppe sind also primär Sportler mit Wettkampfambitionen. Worauf sollte man darüber hinaus achten? Gibt es irgendwelche unerwünschten Nebeneffekte
B: Der Geschmack und die Konsistenz des Produkts sind definitiv gewöhnungsbedürftig und nicht etwas für jedermann. Es gibt Leute, die das Gefühl nicht mögen, etwas zu schlucken, ohne es zu zerkauen. Das ist das eine. Und dann kann Backpulver, wie ich schon sagte, Magen-Darm-Probleme auslösen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist durch die Hydrogel-Technologie stark reduziert, aber nicht bei null. Die Nebenwirkungen sollten aber, wenn überhaupt, sehr gering ausfallen.
M: Es gibt auch andere Bicarb-Produkte am Markt, in Form von Pulvern oder Tabletten. Wie schneiden diese im Vergleich ab?
B: Es gibt bereits eine Studie, die die Einnahme als Pulver und als Kapseln mit dem Maurten Bicarb System vergleicht. Und ich weiß, es ist nur eine einzige Studie, aber dort zeigte sich deutlich, dass die negativen Auswirkungen auf den Körper mit dem Maurten Bicarb-System im Vergleich zu den anderen Methoden minimal waren.
M: Dafür sind viele andere Produkte aber auch etwas günstiger…
B: Das ist in einigen Fällen sicher richtig. Wenn wir über den Preis sprechen, muss man auch bedenken, dass der Produktionsprozess des Bicarb Systems sehr aufwendig ist, und das schlägt sich in den Kosten nieder. Jede dieser Minitabletten wird in der Herstellung mit einer dünnen Beschichtung überzogen, und dann kommt noch das Hydrogel dazu, das diese Tabletten schützt. Und wenn du Bicarb bei deinem wichtigsten Wettkampf des Jahres verwenden willst, für den du monatelang trainiert hast, dann wäre es ein unnötiges Risiko, sich für eine billigere und invasivere Methode zu entscheiden. Am Ende ist es aber natürlich eine Abwägungsfrage und eine individuelle Entscheidung.