Laktat- und ähnliche Leistungstests sind bekannt. Bei stetig steigender Belastung wird alle paar Minuten Blut genommen und analysiert. Funktioniert einwandfrei, ist aber aufwändig und für manche unangenehm. Ein kanadischer Wissenschaftler schafft es nun auch ohne Pieks: Dr. Assaf Yogev setzt mit DRKHORSE auf eine nicht-invasive Methode mit optischen Sensoren - und ist dennoch so genau und verlässlich wie die klassische Methode. Tom Rottenberg hat ihn virtuell als Gast im Salon interviewt.
Tom: Assaf, wer regelmäßig trainiert, kennt wahrscheinlich die Leistungsdiagnostik, bei der Sauerstoff- oder Blutlaktatwerte während verschiedener Belastungsphasen gemessen werden. Die sich daraus ergebenden Kurven verraten, wann man die Belastung reduzieren sollte und wie lange man seine maximale Leistung erbringen kann. Du hast eine Methode entwickelt, die das auch kann - aber ohne Blutproben aus dem Ohr oder den Fingerspitzen entnehmen zu müssen.
Assaf: Ja. Denn mein Ziel war es, eine user-freundlichere Methode zu finden, um Sportler über die optimale Trainingsintensität zu informieren. Nach meiner Promotion an der University of British Columbia in Vancouver habe ich hauptberuflich Radsportler, viele aus dem Pro-Peloton, trainiert. Wie hart soll jemand trainieren, um optimale Ergebnisse zu erreichen? Herkömmliche Mess-Methoden beinhalteten unbequeme Labormessungen, um den Sauerstoffverbrauch, das Laktat im Blut und die Herzfrequenz zu bestimmen.
Neue Geräte, optische Sensoren, können jedoch den Sauerstoffgehalt des Blutes mit Hilfe von Infrarotlicht durch die Haut hindurch messen. Und zwar in Echtzeit während der Belastung - im Gegensatz zur Blutabnahme, die immer verzögert erfolgt. Wir haben eine auf diesen Geräten basierende Methode entwickelt, die diesen Laborverfahren ähnelt. Dann wird das Verhältnis zwischen Trainingsintensität und muskulärem Sauerstoffverbrauch grafisch dargestellt. Dabei ergibt sich ein nichtlineares, umgekehrt-u-förmiges Muster, das mit traditionell ermittelten Ergebnissen übereinstimmt.
T: Die Methode ist tatsächlich so zuverlässig wie der traditionelle Weg?
A: Ja. Der Schlüssel ist die Einfachheit: Mir geht und ging es nicht nur darum, Daten zu liefern, sondern den Athletinnen und Athleten auch ein klares Verständnis über ihren eigenen „Motor“ und seine Eigenheiten zu verschaffen. Das Erkennen von Stärken und Schwächen erhöht die Trainingsqualität. Von Anfang an.
T: Wann hast du damit begonnen?
A: Die Technologie, diese tragbaren Sensoren, wurde um 2006 entwickelt. Wir verwenden die Methode seit 2018. Wir haben hunderte Sportlerinnen und Sportler getestet und gingen dann - 2019 - als Marke DRKHORSE auf den Markt. Also kurz vor Covid. Aber just die Pandemie hat das enorme Potenzial dieser Mess- und Analysemethode deutlich gemacht, wegen der nicht-invasiven Technologie und der Möglichkeit der damit verbundenen Fernanwendung.
T: Trotzdem ist jemand von DRKHORSE beim Test anwesend!
A: Ja, wir interpretieren Daten manuell und persönlich, um personalisierte Ergebnisse zu garantieren. Im Gegensatz zu vorgefertigten Berichten erkennen wir so die individuelle Einzigartigkeit jedes Athleten und jeder Athletin. Als Coach muss ich die Person vor mir kennen und verstehen, um Empfehlungen auf Grundlage der spezifischen, individuellen Bedürfnisse, Erwartungen und Ziele formulieren zu können.
T: Zu optischen Sensoren: Die sind bei Sport-Uhren heute Standard, liefern aber bei der Pulsmessung oft ungenaue Daten. Dass da bei nichtinvasiven Methoden zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut Skepsis aufkommt, liegt nahe.
A: Absolut! Diese Variabilität, also die Ungenauigkeiten, ergeben sich aber vor allem aus wechselnden, nicht genormten oder schwierigen Umgebungsbedingungen. Deshalb rate ich auch davon ab, unsere Methode im täglichen Training anzuwenden. So weit sind wir noch nicht.
Wir arbeiten also unter normierten, klar definierten Laborbedingungen. Dort sind die Daten nämlich sauber und konsistent. So sauber, dass sie mit invasiven Goldstandard-Tests gleichauf liegen. Die Messungen sind zuverlässig – aber eben nur in kontrollierten Umgebungen.
T: Ich habe kürzlich einen traditionellen Leistungstest bei meinem Sportarzt durchführen lassen. Sind Eure Ergebnisse damit tatsächlich vergleichbar?
A: Wir sind kein Ersatz für Ärzte! Unsere Methode hilft, die eigene Leistungsfähigkeit zu messen und zu analysieren - aber sie gibt keine Hinweise auf den Gesundheitszustand!
Wenn wir etwas Ungewöhnliches in den Daten feststellen, empfehlen wir, einen Arzt zu konsultieren. Unser Schwerpunkt liegt auf Fitness.
T: Aber der Test an sich läuft - abgesehen von der Blut-Abnahme - gleich ab?
A: So gut wie. Aber unsere Methode dauert länger als die klassische. Auch, weil wir die Pausen zwischen den Leistungs-Schritten analysieren, um die Regenerationsfähigkeit zu bewerten. Das ist ein einzigartiges Merkmal und fehlt bei herkömmlichen Leistungstest-Methoden. Eben weil wir ständig und in Echtzeit messen können - nicht nur punktuell bei der Blutabnahme.
Die enorme Sensibilität des Infrarotsensors hilft bei der Messung des Sauerstoffverbrauchs. Und diese Erholungskinetik gibt Aufschluss darüber, wie effizient dem Muskel auch danach Sauerstoff zugeführt wird. Entscheidend ist auch, dass wir erkennen, wann du dich nicht mehr vollständig erholen kannst. Das definiert die Belastungsgrenzen.
T: Für einen Spitzensportler ist das wichtig. Aber für mich?
A: Vor Covid lag unser Schwerpunkt im Spitzensport, aber während der Pandemie, als keine Wettkämpfe stattfanden, haben wir uns auf ein breiteres Publikum eingestellt. Wir haben die Methode, aber auch unsere Art zu erklären und zu beraten, überarbeitet. So bieten wir individuell Informationen nicht nur zu deinen Trainingszonen, sondern auch Einblicke in individuelle Stärken und Schwächen an. Wir helfen damit, Stärken zu erkennen und zu verstehen – und der Fokus darauf erhöht die Freude am Sport.
T: Endlich jemand, der auf meine Stärken verweist und nicht auf meinen Schwächen herumreitet. Das klingt interessant. Ich freu mich schon!
A: Daniel, mein Partner in Wien, erwartet dich in der VELETAGE!