Pogačar fährt die Berge schneller hoch, als es Armstrong und Pantani mit deren Mitteln je taten. Zweifelhafte Performance? Nicht, wenn man auch in Erwägung zieht, wie sich die Gesellschaft, die Wissenschaft und damit auch der Sport seit damals entwickelt haben. Wir reden hier nicht über Self Optimization dank selbst ernannter Experten in Social Media, sondern über echte Forschungsergebnisse, über Life Science. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei ein kleines Start-up aus Schweden, nomio, mit dessen Unterstützung Mads Peddersen heuer die Sprintankünfte beim Giro d'Italia dominiert hat. CEO und Mitgründer Emil Sjölander war vor ein paar Wochen bei uns in Wien und wir haben uns mit ihm ausführlich über Laktat, Brokkolisprossen und Leistungssteigerung auf natürliche Art und Weise unterhalten.

Moritz: Emil, die ganze Ausdauersportszene spricht über Bicarb, durch das man höhere Laktatwerte tolerieren kann. Jetzt habt ihr mit nomio ein Produkt auf den Markt gebracht, mit dem man gleich weniger Laktat produziert. Wie funktioniert das?
Emil: Die Wirkungsweise von nomio ist recht komplex, ich versuche aber mich kurz zu fassen. Wenn wir hart trainieren, entstehen in unserem Körper freie Radikale, die unsere Zellen angreifen. Das nennt man oxidativen Stress. Dagegen bildet der Körper Antioxidantien, welche die freien Radikale neutralisieren. Ein bisschen oxidativer Stress während des Trainings ist gewollt, denn er bewirkt eine zelluläre Anpassungsreaktion. Werden allerdings zu viele Zellen beschädigt, sinkt etwa die Energieproduktion und damit die Leistungsfähigkeit. Hier kommen Isothiocyanate, der Hauptwirkstoff von nomio, ins Spiel. Durch die Einnahme von Isothiocyanaten wird vermehrt Glutathion, ein Antioxidans, gebildet und die Abwehrkraft des Körpers gegen oxidativen Stress erhöht. Weniger zellulärer Stress führt dann unter anderem auch zu einer geringeren Laktatproduktion.
M: Wie hat die Profiszene auf euer Produkt reagiert?
E: Wir haben uns zu Beginn auf Athleten aus dem skandinavischen Raum fokussiert, allen voran Mads Pedersen und Andreas Almgren. Beide haben sehr gut auf Nomio angesprochen und dieses Jahr bereits überragende Leistungen erzielt. Ich würde behaupten, dass Nomio für ein Prozent der Leistung von Mads in dieser Saison verantwortlich ist. Auch Andreas hat gleich zu Beginn des Jahres den Europarekord über 10 Kilometer um 11 Sekunden verbessern können. Eine Differenz, die durchaus auf nomio zurückzuführen sein könnte. Mittlerweile stehen wir mit Profiteams aus der ganzen Welt in Kontakt, allen voran EF Education-EasyPost und Visma-Lease a Bike, die unser Produkt evaluieren. Hinzu kommt noch eine große Zahl an Athleten, die nomio wohl privat testen, etwa Top-Fahrer von UAE oder die Ingebrigtsen-Brüder
M: Habt ihr die Wirkung von nomio auch wissenschaftlich überprüft?
E: Absolut! Unser Produkt ist das Resultat von sieben Jahren Forschung am Karolinska Institute und der Swedish School of Sport and Health Sciences in Stockholm. Eine der ersten Studien, die unser leitender Forscher Filip Larsen durchgeführt hat, war beispielsweise so aufgebaut: Zwei Gruppen absolvierten ein vier-wöchiges Ausdauertrainingsprogramm mit wöchentlich ansteigender Trainingsintensität. Die Versuchsgruppe nahm nomio ein, die Kontrollgruppe nicht. In beiden Gruppen konnte über die ersten drei Wochen hinweg ein kontinuierlicher Anstieg der Leistungsfähigkeit festgestellt werden. In der vierten Woche jedoch brach die Leistungsfähigkeit der Kontrollgruppe ein. Das lässt sich dadurch erklären, dass bei zu hoher akkumulierter Trainingsbelastung etwa die Mitochondrien geschädigt werden, wodurch dem Körper weniger Energie zur Verfügung steht. Die Versuchsgruppe mit nomio hingegen war auch in der vierten Woche noch in der Lage, das Leistungsniveau aus Woche drei annähernd zu halten. Es lässt sich also daraus schließen, dass die Einnahme von Isothiocyanaten bis zu einem gewissen Grad vor Übertraining schützt.
M: Würdest du also empfehlen, Isothiocyanate eher im Training als im Wettkampf einzusetzen?
E: Der größte Nutzen entsteht im Trainingsprozess, weil man Woche für Woche etwas härter trainieren kann als normalerweise, und dadurch in Summe schneller Fortschritte erzielt. Das soll aber nicht heißen, dass nomio im Wettkampf nichts bringt, im Gegenteil. Die Einnahme von Isothiocyanaten führt zu einer Rechtsverschiebung der individuellen Laktatleistungskurve, wodurch sich auch dein FTP-Wert erhöht.
M: Wie oft sollte ich nomio einnehmen?
E: Wir empfehlen nomio bei Trainingseinheiten über der Anaeroben Schwelle, also recht intensiven Belastungen. Bei niedrigerer Intensität ist der Effekt gering. Es gibt auch Athleten, Kristian Blummenfelt zum Beispiel, die nomio täglich vor dem Schlafengehen einnehmen, um die Regeneration zu unterstützen.
M: Gilt es bei der Einnahme etwas besonders zu beachten, auch in Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen?
E: Der richtige Zeitpunkt ist wichtig. Man sollte nomio zwei bis drei Stunden im Voraus nehmen, denn infolge der Einnahme fällt der Glutathionspiegel kurzfristig ab. Erst durch die anschließende Überkompensation steigt der Glutathion-Level über das Grundniveau, wodurch der Körper vor allem zwischen Stunde drei und sechs besonders resistent gegen oxidativen Stress ist. Nach etwa neun Stunden normalisiert sich die Glutathionkonzentration wieder.
Vor Nebenwirkungen brauchst du dir keine Sorgen zu machen, nomio ist ein rein natürliches Produkt aus Brokkolisprossen, Zitronensaft und Zucker und dadurch sehr gut verträglich. Auch auf lange Sicht sind uns keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen bekannt.
M: Zum Abschluss: Wo siehst du nomio in fünf Jahren?
E: Ich denke, dass nomio denselben Stellenwert im Ausdauersport haben wird wie heute Kreatin im Kraftsport. Ein- oder zweimal pro Woche, wenn man eine intensive Trainingseinheiten absolviert, nimmt man davor Isothiocyanate, um eine höhere Leistung zu erzielen und die Regeneration zu beschleunigen.