Zu Gast im Salon – von Kurt Stefan
Sa | 17. Mai 2025

Stahlrahmen nach Maß, Carbonrahmen nach Maß, Schuhe nach Maß. Aber der sensibelste Kontaktpunkt zwischen Fahrer und Fahrrad, der Sattel, wurde bisher noch nicht nach Maß angeboten. Zumindest nicht nach den Kriterien, die wir in der VELETAGE für wichtig erachten: Basierend auf einer dynamischen Analyse der Position am Rad. Bis fi’zi:k 20204 ihr One-to-One Konzept vorstellte. Luca Miorandi, One-to-One Global Business Manager, ZU GAST IM SALON erklärt uns interviewt von Tom Rottenberg, wie dieses Maßsattelkonzept das Fahren komfortabler, freudvoller und damit auch schöner und schneller macht: „Mit absoluter Zufriedenheitsgarantie!“

Tom: „One-to-One“-Sättel nach Maß. Braucht man sowas? Als ich das erste Mal auf ein Rennrad stieg, hieß es: „Das muss weh tun. Irgendwann gewöhnst du dich dran.“

Luca: (Lacht) Das ist so gar nicht unsere Philosophie! Ein Sattel darf nicht wehtun. Wir wollen Spaß beim Radfahren, aber Anatomie oder alte Verletzungen können den verderben. Neben der Sattelform spielt die Polsterung eine immer zentralere Rolle. Darum haben wir vor fünf Jahren begonnen, Sättel per 3D-Drucker herzustellen. Das war damals ein wichtiger Schritt – aber wir haben schon damals überlegt, wie man diese Technologie nutzen kann, um tatsächlich individuelle Sättel nach Maß anzubieten…

T: … weil, volkstümlich ausgedrückt, kein A…, pardon: Hintern dem anderen gleicht? Es gibt ja auch schon Custom-Sättel von anderen Herstellern.

L: Genau. Man kann verschiedene Formen in verschiedenen Breiten und Polsterungen mit unterschiedlichen Schaumstoffen anbieten.  Oder es wird einfach ein statischer Sitz-Abdruck gemacht – und dann kommen die Daten in einen 3D-Drucker. Wir gehen mit „One-to-One“ aber viel weiter: Wir messen den Druck während der Bewegung auf genau deinem Rad mit hochsensiblen Sensoren am Sattel. Dieses wissenschaftliche Satteldruckmesssystem stammt von unserem Partner gebioMized – und wir sind gemeinsam die Einzigen damit auf dem Markt.

T: Wie funktioniert das genau?

L: Wir stellen dein Rad auf einen Rollentrainer. Auf den bestehenden Sattel kommt dann die Auflage mit den Sensoren. Die ist hauchdünn und beeinflusst die Messergebnisse nicht. Während du dann auf der Rolle fährst, findet eine dynamische Messung statt. Wir erhalten ein sehr präzises Bild vom status quo: Wie sitzt du? Wo? Gibt es Asymmetrien …? Anhand dieser ersten Messung haben wir schon mal einen guten Überblick - und wissen, welche Sattelgrundform die richtige für dich und deinen Fahrstil ist. 

T: Also doch ein Sattel von der Stange?

L: Nein! Da du hier auf einem Roadbike sitzt, machen wir dieses erste Mapping auf deinem Sattel in drei Griffpositionen: Oberlenker, Bremsgriff, Unterlenker. Die App errechnet uns, welches Sattelmodell für dich die ideale Ausgangsform hat. Den Sattel montieren wir dann auf dein Rad. In einem zweiten Mess-Durchgang ermitteln wir nochmals deine dynamische Druckverteilung. Aber eben bereits mit dem passenden Sattelmodel, dessen Grundform – Breite, Länge und Form – deiner Anatomie und deiner Fahrdynamik am besten entspricht. In der Regel spürst du sogar da schon eine Änderung. 

T: Und dann?

L: Nach dieser zweiten Messung schicken wir alle deine Daten zu uns ins Labor in Italien. Dort heißt es: „Magic happens“. Ein gemeinsam mit gebioMized entwickelter Algorithmus rechnet diese Daten in die ideale Polsterung um, optimiert die Übergänge zwischen weichen und härteren Zonen. Dann drucken wir mit einem 3D-Printer der Firma Carbon deine individuelle Sattelauflage. Carbon ist der Innovationsführer in der Herstellung von 3D-gedruckten Sätteln. Dieser Drucker in Italien ist der einzige, der One-to-One-Sättel drucken kann. Wir können damit die Dämpfung, die Struktur, Polsterung, die Dicke jeder einzelnen Zelle des Sattels variieren und exakt nach deinen Anforderungen ausrichten.   

T: Wie lange dauert es, bis ich diesen Custom-Sattel dann auf meinem Rad habe?

L: Von der ersten Mess-Session bis zur Auslieferung ca. vier Wochen. Aber uns ist noch etwas wichtig: Wir sagen nicht ohne Grund „Satisfaction guaranteed“. Wir bzw. unser Fitting Partner misst danach noch einmal. Erstens, weil wir wissen wollen, wie gut die Kunden objektiv auf den Sätteln sitzen. Aber auch, weil wir wissen wollen, wie subjektiv happy die Leute mit den Sätteln dann sind. Wir bekommen bei der Control Session bisher über 95 Prozent Zufriedenheit als Feedback. Und wir arbeiten ja auch mit Profiteams zusammen: Wenn dieser nicht ganz unbekannte Fahrer aus Slowenien, wenn sein ganzes Team - und längst auch andere – mittlerweile auf One-to-One-Sättel schwören, sagt das etwas aus. Aber auch normale Fahrerinnen und Fahrer – und zwar ausdrücklich Männer wie Frauen – geben durch die Bank enorme Zufriedenheitswerte bei der Control Session an. 

T: Aber geht es nur um subjektive Zufriedenheit? 

L: Nein, natürlich nicht: In der Regel reduziert sich ganz objektiv der Druck auf den relevantesten Druckpunkten signifikant – um zehn, 20 manchmal 30 Prozent. Und wir sehen meist eine homogenere Druckverteilung. 

T: Aber verändert nicht schon eine andere Radhose diese Werte wieder?

L: Gute Frage. Natürlich gibt es verschieden dicke und unterschiedliche Polsterungen. Darum empfehlen wir mit jener Radhose, die man am häufisten trägt, zur Messung zu kommen. Aber wir haben bemerkt, dass die Dicke der Polsterung das Ergebnis nicht wirklich beeinflusst. Die Druchverteilung bleibt unverändert.

T: Und wie lange passt und hält so ein Sattel?

L: Die Sättel haben zwei Jahre Garantie. Klar, wenn der Sattel von Anfang an nicht passt, suchen wir sofort eine Lösung. Aber das kommt so gut wie nie vor. Aber wenn sich Messfaktoren im Laufe der Jahre verändern, ist es Zeit, einen neuen Sattel anzufertigen. Auch ein Anzug nach Maß muss nicht ewig passen.

T: Wenn ich also mehrere Fahrrädern fahre, kann ich nicht den gleichen Sattel auf allen verwenden?

L: Fragt sich, wie sinnvoll das ist. Man macht ja auch für jedes Rad ein eigenes Bike Fitting – eben weil es eine andere Charakteristik, andere Geometrie oder andere Anwendungsbereiche hat. Natürlich kannst du Duplikate deines Sattels bestellen. Aber wie sinnvoll es ist, die auf einem ganz anderen Rad zu montieren, muss jeder selbst entscheiden.

T: Letzte Frage: Ist das Fahren dann nur subjektiv angenehmer und komfortabler – oder fahre ich messbar besser?

L: Wenn nur Lunge und Beine brennen und schmerzen, nicht aber dein Hinterteil, fährst du schön schnell. Versprochen! (schmunzelt)

Salon für Radkultur | Praterstraße 13, A-1020 Wien | salon@veletage.com | www.veletage.com
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