Rotte rollt – von Tom Rottenberg
Mi | 05. Mär 2025

Zehn Jahre also. Die VELETAGE ist 10 Jahre alt. Natürlich gratuliert man da. Hält gerne (und ungefragt) eine Laudatio: „Ich will mich kurzhalten“, kündigt Unheil ein - weil es dann immer lang wird. Aber sobald man redet, ist dann der Jubilar auch angesichts lähmender Windel-Anekdoten zu wehrlosem Lächeln verdammt.

Wohlan, hier kommt (m)eine kleine - natürlich kurze - Laudatio auf die VELETAGE. Obwohl ich mit Windel-Stories nicht dienen kann. Weil ich den Laden – sorry Kurt: natürlich Salon - erst seit fünf Jahren kenne. Ich kam nicht als Kunde, sondern als Journalist. Mich interessierten die Preiszettel: Für „Der Standard“ schrieb ich eine Geschichte mit dem Titel „Wie teuer kann ein Fahrrad werden?“ 

Ganz klar: Da ging es nicht darum, was tolle Fahrräder können. Oder gar, wie schön sie sind. Ich suchte hohe Summen. Beträge, deren Verhältnis zum Wert sich nicht jedem automatisch erschließen. In der VELETAGE wurde ich fündig. Bloß: Der Mann, den ich zur Rede stellte, wollte weder ausweichen noch relativieren. Im Gegenteil: „Ab 8.000 Euro“, grinste mich Kurt an, „wird ein Fahrrad kaum mehr schneller - sondern nur noch schöner. Und Schönheit liegt schließlich im Auge des Betrachters.“ 

Es war für mich der Eintritt in die bizarre Premium-Bike-Welt. Darüber, dass die Ware hier aus den angesagtesten und besten Bike-, Komponenten und Rad-Textil-Manufakturen kommt, dass alles State-of-the-Art, zukunftsweisend, bahnbrechend, grandios ist

und grundsätzlich nicht ohne Superlativ auskommt, diskutiert hier niemand. Das weiß man. Davon geht man aus. Und das hat eben seinen Preis.

Denn Radfahren – erst recht, wenn „schön schnell“ schon im Leitspruch steht – kann mehr als Mobilität und Leistungssport sein: Gefühl. Bekenntnis. Leidenschaft. Liebe. Die VELETAGE sieht nicht grundlos mehr nach Boutique & Salon aus als nach Fahrradgeschäft. Gäbe es hier statt Fahrrädern Uhren, wären sie von Patek Philippe, Breguet oder Richard Mille. Niemand käme auf die Idee, darauf hinzuweisen, dass man die Zeit auch vom Handy ablesen kann.

Die Räder hier sind Edeluhren aber auch auf die eine oder andere Art und Weise ähnlich: Wahrlich nicht jeder weiß, wofür etwa Richard Mille steht. Mit Sarto & Co ist es nicht anders. Auf den ersten Blick sind es Fahrräder. Schöne, exquisite, sehr gute. Aber wofür die Marken stehen, welche Geschichten sie erzählen, welche Gefühle sie auslösen, ist den Insidern vorbehalten. Die trifft man in der VELETAGE.

Mittlerweile fahr ich auch ein Rad aus der VELETAGE. Keines aus der Topliga, aber eines, das dem Kriterium "schön schnell" in allen Punkten gerecht wird. Denn in den letzten fünf Jahren habe ich gelernt, Fahrräder und Radfahren anders zu verstehen. Da gibt es so viel mehr als nur effiziente und vernünftige Mobilität auf zwei Rädern, es gibt so schöne, beglückende Momente, auch wenn ich das Rad nur betrachte und mich auf die nächste Ausfahrt freue. Das verdanke ich zu einem guten Teil der VELETAGE. Darum: Danke und Happy Birthday.

Tom Rottenberg – Rotte – rennt und rollt, wenn er nicht als Chefredakteur beim Drahtesel, als freier Journalist und PR-Berater arbeitet und sich Gedanken übers Rennen und Rollen, sprich Radfahren, macht.

Salon für Radkultur | Praterstraße 13, A-1020 Wien | salon@veletage.com | www.veletage.com
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